Die Meeresoberflaechentemperatur ist definiert als die Wassertemperatur einen Meter unter der unmittelbaren Meeresoberflaeche. Sie stellt eine zentrale meteorologische und klimatologische Messgroesse dar, da sie sowohl die thermohaline Zirkulation des Meeres, als auch dessen Waermeaustausch mit der Erdatmosphaere bestimmt. In der Regel nutzt man fuer die Meeresoberflaechentemperatur die englische Abkuerzung SST (sea surface temperature). Der komplette Waermeinhalt der Ozeane wird unter anderem mit Tauchsonden ermittelt und im englischen mit OHC (ocean heat content) abgekuerzt. Der Waermeinhalt der Ozeane hat in den letzten Jahren in der Klimatologie an Bedeutung gewonnen.
Wichtige Parameter, die direkt oder indirekt auf der Meeresoberflaechentemperatur und deren raeumlichen Unterschieden beruhen, sind der Southern Oscillation Index und die Nordatlantische Oszillation. Die SST spielt daher eine grosse Rolle fuer El Ninio und La Ninia sowie fuer Monsunphaenomene und dabei speziell den indischen Monsun.
Es gibt unterschiedliche Wege die SST zu messen, wobei zwischen diesen Verfahren teils erhebliche Unterschiede in der Messgenauigkeit auftreten koennen, da sie mit unterschiedlich grossen Fehlern behaftet sind. Zunaechst nutzte man eine direkte Messung durch Thermometer, entweder manuell durch Messung an einer Wasserprobe oder automatisch durch Schiffe. Das so erlangte Datenmaterial weist jedoch erhebliche Ungenauigkeiten auf, da aufgrund beispielsweise eines unterschiedlichen Tiefgangs oder einer uneinheitlichen Position des Messgeraetes nicht immer in gleicher Tiefe gemessen wird. Bessere und wesentlich zuverlaessigere Daten erhaelt man daher von ortsfest installierten Bojen. Deren Messdaten werden meist ueber Satelliten uebertragen und dort automatisch ausgewertet. Ein Vorteil ist hierbei jedoch nicht nur die immer gleiche Tiefe der Messung, sondern auch die ortsfeste Position. Man erhaelt dadurch fuer definierte Punkte durchgehende Messreihen und vermeidet eine Verzerrung des Datensatzes durch eine raeumlich und in der Zeit unterschiedliche Datenlage, je nachdem, ob an einem bestimmten Ort gerade ein Schiff mit Messapparatur zugegen ist, oder nicht. Ein Problem ist jedoch auch, dass die Bojen nur sehr begrenzt hochseetauglich sind und daher oft nur das Kuestenbild abdecken.
Seit den 1980ern werden daher verstaerkt Satellitenmessungen genutzt, welche den Vorteil haben, das gesamte Areal in der nahezu gleichen Zeit zu erfassen, im Gegensatz zu den obigen Punktmessungen. Hierbei wird der Ozean mit elektromagnetischer Strahlung im Infrarot-Wellenlaengenbereich abgetastet. Die Bedeutung der Satellitenmessungen zeigt sich im direkten Vergleich mit ihren Alternativen. Die Satelliten ermoeglichen einen hochaufloesenden Gesamtueberblick in einem vergleichsweise sehr kurzen Zeitraum. So braucht ein Schiff mit einer Geschwindigkeit von zehn Knoten ungefaehr zehn Jahre um den gleichen Abschnitt zu erfassen, wie ein Satellit innerhalb von nur zwei Minuten. Die Messung der absoluten SST mittels Satelliten hat aber auch Nachteile. Die Strahlung wird in den obersten rund zehn Zentimetern des Ozeans reflektiert und repraesentiert daher, bedingt durch die tiefenabhaengige Erwaermungswirkung der Sonne, die Abkuehlung in der Nacht und die Oberflaechenverdunstung, nicht die reale SST. Eine Vergleichbarkeit von direkten Temperaturmessungen durch Bojen und Schiffe mit den Messdaten der Satelliten ist daher nur sehr eingeschraenkt gegeben, was bei relevanten Temperaturunterschieden von oft einem Zehntel Grad zu erheblichen Auswertungsproblemen fuehrt. Hinzu kommt, dass Satellitenmessungen durch die Wolkendecke gestoert werden und daher selbst Inkonsistenzen aufweisen koennen, falls diese Stoerungen nicht ausgeglichen werden. Diese Probleme sind jedoch gering gegenueber den Vorteilen einer satellitengestuetzten Messung.
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